Heute Morgen in aller Früh wurde Amalso von seinem Freund angerufen, der ihn darum bat unbedingt noch etwas zum „Shaykh Zuwaid“ und über die „ägyptische Revolution“ nachzutragen.
Amalso fragte, „wie das?“ „Nun“, sagte der Freund,“ es hat
mich immer beschäftigt, warum mich die Amerikaner damals so unvermittelt auf
diese Frage nach der Stellung der beduinischen Frau festlegen wollten, was sollten
die damit anfangen?
Heute morgen -nachdem ich in der Nacht vom Beginn des Kairoer
„Gemetzel“ gehört hatte - fällt mir ein, dass das doch einen tieferen Sinn
hätte haben können.“
Amalso antworte erschüttert, „Das dürfte in Zusammenhang mit
so einem „ägyptischen Tag“ eine umständliche Angelegenheit werden?“
Der Freund: „Ja, ich muss mich kurz fassen: Alles was diese
„Muslimbüder“ - wenn ich diesen Euphemismus für ihre Botschaft, die
orientalischen Visionen der „mystischen Brüderlichkeit“ (man denke an Max
Webers protestantische „Liebe“) in die Moderne retten zu wollen, ernst nehme -
für den evangelischen Modernismus so interessant macht, ist die Zurückdrängung der Frau auf die alten,
segregistischen Bescheidenheits-Codes, ein Zurückdrängen des modernen
Weiblichkeits-Egoismus auf abgetrennte weltliche Schattenreiche.
Amalso wurde es bange, „was hat diese schlampige Ethnologie
über die natürliche Bescheidenheit der arabischen Frau mit Shaikh Zuwaid und Ägypten zu tun?“
Der Freund aber ließ sich nicht aus der Fassung bringen: „Auch
wenn wir das heute noch nicht so recht verstehen, so dürfen wir doch nicht
vergessen, dass der Kampf mit dem „Islamismus“ weit mehr bedeutet, als das andere
Religiöse, er hat etwas mit der weltweit modernen Ichfindung der Frau zu tun.
(Syrien, Libanon, Irak: Das erste was die Islamisten tun, wenn sie ein Dorf
erobert haben, die Frauen aus der Öffentlichkeit zu holen und sie in die
dunklen Löcher ihrer Häuser einzusperren, und überhaupt wenn sie mit Männern zu
tun haben, sie dem Kodex der Bescheidenheit in Sprache und Kleidung zu
unterwerfen).“
Amalso wurde ungeduldig, als der Freund nicht enden wollte:
„Das korrespondiert mit den Erwartungen
der modernen „Wirtschaftskämpfer“ und
Managerkultur, es sind ähnliche Interessen: Die Frauen sollen sich heute im
Berufsleben zumindest symbolisch verschleiern, wenn nicht überhaupt aus den Berufsrollen
heraustreten und nach Hause gehen.“
Jetzt glaubte Amalso einen Schimmer des Verstehens zu sehen,
er unterbrach: “Ach, ich verstehe, du willst den Neo-Konservativen ein offen egoistisches
Eigeninteresse unterstellen, wenn sie den Islamismus fördern?“
Der Freund antwortete: „Nein, nicht unbedingt, aber ich
glaube, sie sind, wie die Islamisten auch, am globalen Rollback der Frau sehr
interessiert. Ja, es kommt mir so vor, dass die damals von Vanity Fair Research
gestellte Frage nach den beduinisch arabischen Sprichwörtern über die Stärke
der beduinischen Frau unter den Stämmen des Nord-Sinai, in diesem Kontext nur
erklärlich ist, wenn man versteht, dass sie gerade in diese Richtung zielte.“
„Erlaube mir“ fügte der Freund jetzt noch hinzu, als Amalso
wirklich am Ende seiner Geduld mit dem selbstgerechten Freund war, „dass ich den
wirklichen Inhalt meiner Antwort an die Amerikaner nachtrage. Ich wisse zu
wenig über die Beduinenfrauen, hatte ich ihnen mitgeteilt, dafür sei mir aber
ein starkes, bis nach Kairo reichendes, stehendes Wort unter Fellachen-Frauen
des Nildelta geläufig: Es lautet etwa so: Dill al-ragul? Wala dill al-heeta? = Was
bietet (uns, den Fraurn) mehr Schutz? Der Schatten eines Mannes, oder der
Schatten einer Mauer?“
Amalso schüttelte sich den Kopf: „Oh, diese ägyptischen
Verwicklungen“, rief er aus und suchte im Internet nach neuen Nachrichten vom
quadratierten Tahrir.