Ab und zu liest Amalso „ägyptische“
Berichte, so zum Beispiel die englische Seite „Mada Masr“ (Was ist Ägypten?
Keine Angst, weltoffen und freiheitsliebend!). Auf dieser Seite, wo jüngst eine
amerikanische Studentin aus Anlass des Ägyptenbesuchs ihrer Eltern den Platz
dafür bekam, war zu lesen, wie man den Ägyptern eine Lektion darin erteilt, was
sie zu tun haben, wenn sie Touristen von außen, von Amerika zum Beispiel,
wieder ins Land locken wollen. Versteht sich, man muss es Ihnen jetzt nach drei
Jahren „Revolution“ sagen, was die Touristen wollen. Denn, wenn sie schon von
den Touristen leben wollen, müssen die
Ägypter erst einmal ihr Haus, ihr Land, ihre Museen etc. wieder in Ordnung
bringen. Ein wohlmeinender Rat!
Was aber war die Erfahrung der
Eltern, die trotz dieser schwierigen Zeit wohlgesinnt nach Ägypten kamen?
Amalso meinte gelesen zu haben, dass sie vor allem eines gefordert hätten:
Macht die Straßen sauber, zieht die Polizei und die Armee aus der
Öffentlichkeit ab, schafft eine vernünftige Arbeit für die wie Schädlinge
herumlungernden Andenkenhändler und Bettler… präsentiert eure goldenen Schätze
schön und gepflegt! So oder so ähnlich lauteten die Belehrungen des
beobachtenden, touristischen Publikums, das in diesem Falle aus Amerika kam.
Voilà, warum nicht!
Apropos Publikum! Wer von den guten
Demokraten und Freiheitsliebenden jetzt noch nach Ägypten fährt, muss sich
zunächst einmal einem gewissen Spießrutenlauf unterziehen, denn Verwandte und
Kollegen rümpfen die Nase: Zu gefährlich! Willst du etwa diese Armee
unterstützen, diesen neuen Diktator? Sagen sie. Das sind gebildete Menschen, die
wissen, wann ein religiöser Präsident oder ein militärischer zum Diktator wird,
wann eine Armee unmoralisch ist und gefährlich, jedenfalls die ägyptische ist
es.
Also finden in diesen Tagen die
touristischen Attraktionen des Landes nur ein auserwähltes Publikum. Man hat
Mut, eine studierende Tochter, oder sonst irgendeinen außergewöhnlichen Grund.
Ist das vielleicht der Anlass dafür, dass man jetzt plötzlich Dinge hier sieht,
die man sonst in New York, Berlin oder Paris nicht sieht: Armut, Gewalt der Polizei,
Präsenz des Militärs, ein Heer von Bettlern und sich selbst überlassenen
Andenkenverkäufern oder Arbeitslosen?