30.03.2014

Amalso und Ägypten


Ab und zu liest Amalso „ägyptische“ Berichte, so zum Beispiel die englische Seite „Mada Masr“ (Was ist Ägypten? Keine Angst, weltoffen und freiheitsliebend!). Auf dieser Seite, wo jüngst eine amerikanische Studentin aus Anlass des Ägyptenbesuchs ihrer Eltern den Platz dafür bekam, war zu lesen, wie man den Ägyptern eine Lektion darin erteilt, was sie zu tun haben, wenn sie Touristen von außen, von Amerika zum Beispiel, wieder ins Land locken wollen. Versteht sich, man muss es Ihnen jetzt nach drei Jahren „Revolution“ sagen, was die Touristen wollen. Denn, wenn sie schon von den Touristen leben wollen,  müssen die Ägypter erst einmal ihr Haus, ihr Land, ihre Museen etc. wieder in Ordnung bringen. Ein wohlmeinender Rat!
Was aber war die Erfahrung der Eltern, die trotz dieser schwierigen Zeit wohlgesinnt nach Ägypten kamen? Amalso meinte gelesen zu haben, dass sie vor allem eines gefordert hätten: Macht die Straßen sauber, zieht die Polizei und die Armee aus der Öffentlichkeit ab, schafft eine vernünftige Arbeit für die wie Schädlinge herumlungernden Andenkenhändler und Bettler… präsentiert eure goldenen Schätze schön und gepflegt! So oder so ähnlich lauteten die Belehrungen des beobachtenden, touristischen Publikums, das in diesem Falle aus Amerika kam. Voilà, warum nicht!
Apropos Publikum! Wer von den guten Demokraten und Freiheitsliebenden jetzt noch nach Ägypten fährt, muss sich zunächst einmal einem gewissen Spießrutenlauf unterziehen, denn Verwandte und Kollegen rümpfen die Nase: Zu gefährlich! Willst du etwa diese Armee unterstützen, diesen neuen Diktator? Sagen sie. Das sind gebildete Menschen, die wissen, wann ein religiöser Präsident oder ein militärischer zum Diktator wird, wann eine Armee unmoralisch ist und gefährlich, jedenfalls die ägyptische ist es.
Also finden in diesen Tagen die touristischen Attraktionen des Landes nur ein auserwähltes Publikum. Man hat Mut, eine studierende Tochter, oder sonst irgendeinen außergewöhnlichen Grund. Ist das vielleicht der Anlass dafür, dass man jetzt plötzlich Dinge hier sieht, die man sonst in New York, Berlin oder Paris nicht sieht: Armut, Gewalt der Polizei, Präsenz des Militärs, ein Heer von Bettlern und sich selbst überlassenen Andenkenverkäufern oder Arbeitslosen?