Der Greek Club, der griechische Club, war das Ziel. Es
sollte ein Abend mit besonderer Atmosphäre sein, anregend für Beide, soviel
Austausch wie möglich über das, worüber sie sich in den vergangenen Jahren, den
„Revolutionsjahren“, nicht austauschen konnten. Ein Deutscher und ein Ägypter
auf einem außergewöhnlichen Ausflug nach Downtown Kairo.
Sie hatten das Auto erstaunlich problemlos am Groppi geparkt
und stiegen, nachdem der 'Bawab' gesagt hatte: „ayyuha maftuh (ja, es ist offen)“,
entschlossen die Treppe hinauf. Aber hier schon im Treppenhaus war nur gähnende
Leere, und als sie oben, völlig allein durch den Flur stiegen und in die
Club-Halle kamen, wurde ihnen klar, hier war das Ende einer Kairoer Institution
besiegelt. Von dem einzig und alleine anwesenden Angestellten, man kannte sich
noch von früher, wurde es ihnen gesagt. Auf Anweisung des griechischen
Botschafters wird es hier kein Bier und keinen Wein mehr geben... Und auch die
Sessel waren neu, mit weißen Bezügen. Das Ganze vermittelte einen Eindruck von
dem, wie der Botschafter sich die Zukunft des Clubs vorstellen würde. Eine Art
„posch“ im Stil, aber auf die preiswerteste und einfachste Art, ein neues
Klientel und ohne diese misslichen Getränke.
Empört war der Deutsche, sicher mehr als hundert Jahre hat
dieser Club seine Lizenz verteidigt, gegen wen auch immer, alle Revolutionen
überstanden, immer wurde hier noch, während draußen die schlimmsten Krawalle tobten,
diskutiert. Immer war es ein Treffpunkt der Intellektuellen, Ausländer, der
Griechen mit oder ohne ihren Familien, Freunde, Paare...Immer gehörte es für
sie zur Seele Kairos. Hier durfte man sich auch durch Zufall treffen, und sei
es, dass es dem Respekt vor einem Amt nicht förderlich war.
Empört war auch der Angestellte, nein, es war nicht auf
Druck der ägyptischen Regierung, nein, es war nichts passiert, kein
terroristischer Anschlag, oder so. Es war die alleinige Entscheidung des
Botschafters...
Allen war klar, es sollte von nun an in der Kairoer
Stadtkultur nicht mehr so 'griechisch' repräsentiert werden, kein Austausch mehr bei besten ägyptischen
Bieren und Weinen im Greek Club. Wo könnte man die noch trinken? Und wo sollte
man von jetzt an noch ein so einfaches 'Kalbsschitzel' und neben den ägyptischen
Salaten noch Kartoffelsalat oder gar „Rote Beete“ bekommen?
Ich teilte dies Kerstin mit. Sie schrieb zurück: „Empört …
wäre ich auch, wenn ich da kein Bier mehr bekommen würde. Da gab es doch sogar
im Ramadan was zu trinken tagsüber. Waren einfach die Fensterscheiben zugemalt (....)
und alle waren zufrieden.“
Kerstin Parlow hatte in ihrem Buch Almost Home ein
eindrucksvolles Foto: Im gelben Café, Kairo (Greek Club) (S. 68/69)
veröffentlicht. Hier mit ihrer Zustimmung nochmals das Bild:
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