Einmal, so
stell dir vor, an einem Morgen kam Maurice zu Amalso, er war ganz weinerlich.
Er sagte, „Ich hatte heute Porridge zum Frühstück, ist mir aber nicht
bekommen.“ Amalso war erstaunt, „Porridge? Ist das etwa dieser Haferschleim,
mit dem man uns in den ersten Nachkriegszeiten ans Leben gewöhnt hat?“ „Ja, du
weist es ja, in meiner englischen Umgebung hieß das Porridge, ich habe das Wort
und später auch die Speise geliebt. Als ich meine Kinder groß zog, war Porridge
einfach „in“!
„Es kann
aber doch nicht sein, dass du nur gekommen bist, um mir das mitzuteilen.“
„Nein, stell dir einmal vor, da hat sich doch jemand über den „englischen“
Namen meines Verlags mokiert. Er hat zwar gemeint, über Namen dürfe man sich
nicht ungestraft mokieren, hat es aber dann doch getan, und meint wohl auch, so
davon zu kommen.“ „Was meinst du? War dies nun zu Recht?“ „Ich bin mir nicht
sicher. Es ist ja nicht nur eine Frage des Anstands, aber ich glaube, er
versteht das Wort, er versteht den Namen nicht. Ein gebildeter Mensch, aber er
verlässt sich nur auf Langenscheid oder Schöffler-Weis!“ „Das tun doch alle,
also hat er gar nicht so Unrecht!“ „Kann sein! Jedenfalls übersetzt er „vantage
point world“ als „Vorzugspunkt Welt“, es entgeht ihm dabei, dass es sich um
eine amerikanische Wendung handelt, die Amerikaner haben dem Wort aber dabei
den Ruch des Vorurteils, als handele es sich um „Rang“, genommen, sie sprechen neutral
von „vantage point“, wenn es sich um Standpunkt, Perspektive oder Blickwinkel
handelt. Jedenfalls bin ich der Meinung, dass mein Geliebter Henry James, es
immer so nahe meint mit diesem Wort, und es immer dann anbringt, wenn es sich
um einen Observierungspunkt handelt, in den sich eine Person rückt. Jedenfalls
ist diese Sache der Vorteilsnahme, die man mit „advantage“ im Ohr hat, im
Amerikanischen, eben „vantage point“, ganz weg.“ „Da soll einer schlau draus
werden! Dein Kritiker hat Recht“ meinte Amalso, „ich bin sicher, du hast den
Namen nur gewählt, um dir einen „google“-Vorteil zu verschaffen!“
„Das ist
gehässig!“ antwortete Maurice und spürte, dass er jetzt entschlossen ein vom
Porridge herkommendes Magendrücken zu bewältigen hatte. Er fügte hinzu: „Wie, wenn
man jeden, der Moshe, Chris oder Muhammad heißt, einen falschen Propheten
nennen würde, was? Oh, man könnte viele Rachegelüste wecken und vielleicht
sogar bestraft werden! Verstehst du es, es ist dumm, sich über Namen zu
mokieren, da hat der Kritiker Recht, gerade dann, wenn man in der Sucht als
Prophet des deutschen Sprachraums aufzutreten, den Wörtern ihren Lebensraum in
der Welt nehmen will.
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